Distanzierung von der Ehrenbürgerwürde
Der Stadtrat verlieh Paul Winter im Juli 1955 die Ehrenbürgerwürde. Grundlage dieser Entscheidung war Paul Winters wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Neuburger Musikgeschichte und sein musikalisches Engagement im Rahmen der 450-Jahr-Feier des Fürstentums Pfalz-Neuburg. Als Komponist und Musikwissenschaftler schuf er zahlreiche Werke, die zu seiner Zeit weit über Neuburg hinaus Beachtung fanden. Die Melodie des Steckenreitertanzes, der fester Bestandteil des Neuburger Schlossfestes ist, geht in ihrer Urfassung auf Paul Winter zurück.
Neue Forschungen in den Jahren 2016 bis 2023 führten zu dem Schluss, dass Leben und Wirken Paul Winters kritisch hinterfragt werden müssen. Paul Winters zweifelhafte Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus als Generalleutnant und Abteilungsleiter im Oberkommando der Wehrmacht in Berlin lässt vermuten, dass er stärker als bisher bekannt in den Machtapparat des NS-Regimes verstrickt war. Dies kann anhand der überlieferten Akten jedoch nicht mehr abschließend geklärt werden. Aus diesem Grunde entschied der Neuburger Stadtrat 2024, sich von der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Paul Winter zu distanzieren und ihn nicht mehr als Vorbild für die Gesellschaft zu präsentieren.