Am Mittwoch, den 2. August wird um 18 Uhr zu einem spannenden Vortrag der Bildenden Kunst im Stadtmuseum eingeladen. Jacob Birken ist Kultur- und Medienhistoriker. Nach seinem Studium an der HfG Karlsruhe arbeitete er an unterschiedlichen Kulturinstitutionen und Hochschulen. 2018 promovierte er zu „Bildern des Erdbebens in San Francisco 1906“. Zu seinen Schwerpunkten gehören die politische Kultur der USA im „langen“ 19ten Jahrhundert und die Geschichte digitaler Bildmedien.
In seinem Vortrag „Berechnete Bildwelten“ beschäftigt er sich mit computererzeugten Bildern. Mit Software wie Midjourney oder DALL-E erzeugte Bilder bringen seit Monaten die Kunst- und Medienwelt durcheinander: Was die Maschine auf eine Textanfrage hinausgibt, kann täuschend nach einer Photographie aussehen oder ein unerwartetes Motiv in einem bekannten künstlerischen Stil sein. Diese Bilder überraschen uns, aber zeigen nie etwas wirklich Neues. Die Software berechnet sie aus dem ihr vorliegenden Fundus, denn es sind statistische Ergebnisse – Bilder – die eben überzeugend wie echte Bilder aussehen sollen. Selbst wenn es ein von Francis Bacon gestaltetes Videospiel oder ein während der französischen Revolution aufgenommenes Polaroid wäre. Solche Bilder können oft wie Memes funktionieren – ein Witz, der widersprüchliche Stile, Medientechniken und Motive zusammenbringt, aber eher schnell weitergereicht als ausführlich betrachtet wird.
Dennoch werden diese Bildtechnologien bald alltäglich werden, weil sie eine enorme Arbeitserleichterung für schnelle Entwürfe oder eingängige Illustrationen bieten. In diesem Vortrag will Jacob Birken die Probleme und Möglichkeiten solcher Software diskutieren: Welche Folgen hat diese industrielle Bildproduktion für die künstlerischen und gestalterischen Berufe? Was bedeutet dies für unsere gängigen Konzepte von Autorschaft und Urheberrecht, wenn eine Software auf Anfrage etwas liefert, das wie ein beliebiges anderes Bild aussehen soll? Auf welche Weise fordert die Maschine als ‚Konkurrenz‘ bildende Künstlerinnen und Künstler heraus, und wie lassen sich solche Techniken wiederum selbstbewusst und reflektiert in die künstlerische Praxis integrieren?